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COVID-19 Impact auf Finanzdienstleistungen. Es leben hoch die flexiblen Assets!

Aktualisiert: 20. Nov. 2022

Flexibilisierungstendenzen gab es lange vor COVID-19. Die Pandemie fungiert hier aber gewissermaßen als Brandbeschleuniger. Das Vertrauen in Institutionen, aber auch in die eigene Erwerbsbiographie ist erschüttert. Griff das „Flexibilisierungsphänomen“ vor der Krise hauptsächlich entlang der höchsten Bildungsschicht (z.B. High-Potentials, Gründer etc.), aber auch bei den schlecht ausgebildeten Arbeitskräften, die in flexible und damit nicht planbare Arbeitsverhältnisse gezwungen wurden, um sich, so macht nun COVID-19 die Flexibilisierung gewissermaßen massentauglich. So sind nun erstmals auch Angehörige der breiten Mittelschicht in Flexibilisierungscluster vorzufinden.



Dieses Phänomen hat zwei wesentliche Gründe:


- Zum einen zwingen uns immer flexiblere Arbeitsverhältnisse (z.B. „Minijobs“, (Alters)teilzeit, Kurzarbeit), zwangsläufig dazu, die langfristige und vor allem auch planbare Perspektive aus den Augen zu verlieren.


- Zum anderen erschüttert, die im Zuge der Krise um sich greifende (globale) Verunsicherung so gut wie jede (langfristige) Vertragsbeziehung nachhaltig.


Warum verlieren Konsumenten die langfristige Orientierung?

„Ich stelle an dieser Stelle die These in den Raum, dass die Pandemie „das Fass gewissermaßen zum überlaufen“ gebracht hat."


Spricht man jetzt allerorts vom sogenannten „New Normal“, so behaupte ich, dass wir uns in diesem bereits seit der Finanzkrise 07/08, die hier gewissermaßen als „historische Zäsur“ fungierte, befinden. Seitdem wurde die (westliche) Gesellschaft in regelmäßigen Abständen mit weltumspannenden Krisenphänomenen (Finanzkrise, Flüchtlingskrise, Umweltkrise, Gesundheitskrise) erschüttert, die im Sinne Ulrich Becks (Welt)-Risikogesellschaft (1986) womöglich nur der Anfang bzw. die Vorboten von weiteren weltumspannenden Krisen und Verunsicherungen gewesen sind. Was nachhaltig bleibt ist ein verlorengegangener Glauben an eine bessere und stabile Zukunft, der am Beginn der 0er-Jahre noch prominent anzutreffen war.

Dies führt nicht nur dazu, dass (insbesondere die Generation-Z) vermehrt „im hier und jetzt Leben und konsumieren möchte, sondern auch das große Lebens- und Investitionsentscheidungen beständig in die Zukunft verschoben werden. Damit haben vor allem (starre) Vorsorgeprodukte (z.B. klassische Lebensversicherung, Bausparverträge, geschlossene Fonds) ein veritables Problem. Berater werden es zunehmend schwer haben, Kunden in einer Welt, in der die nächste Krise konsequent um die Ecke lauert, mit rationalen Argumenten davon zu überzeugen, Jahrzehnte in die Zukunft zu planen, mehr noch, sich zu binden.


Diese Flexibilisierungstendenzen können wenig überraschend besonders in der gegenwärtigen Krise hervorragend in den Blick genommen werden. So ist etwa in Abbildung 1 gut ersichtlich, dass die Suchanfragen nach „Tilgungsaussetzung“ deutlich zugenommen haben.


Abbildung 1

Was bedeutet das nun für die (langfristige) Vertrags- und Kundenbindung?

In Zeiten allumfassender Verunsicherung und zunehmenden Krisen- und Konfliktherden ist es für Finanzdienstleister nun das Gebot der Stunde zu einem „sinnstiftenden und flexiblen Lifestyle-Promoter“ zu werden. Dabei gilt es gemeinsam mit dem Kunden zu ergründen, auf was es „im Leben JETZT tatsächlich ankommt“. Welche Abos braucht ein Kunde wirklich? Wo können langfristige Bindungen reduziert oder gar gekündigt werden (= SINNstiftende Finanzoptimierung). Es ist damit (endlich) auch die Sternstunde der flexiblen (Finanz)produkte (dynamische (ETF) Sparpläne mit veränderbaren Raten und Tilgungsaussetzung, Carsharing & Auto-Abo Modelle, flexible Arbeits- und Lebensräume (Co-Working & Co-Living).


Sebastian Naderer (Mai 2020)









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